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Der bundesweit erste Masterstudiengang Friedenspädagogik/ Peace Education startet im Sommersemester 2022 an der Evangelischen Hochschule Freiburg. Er wird alle 2 Jahre beginnen , dauert drei Semester, kann aber auch länger „in Teilzeit“ studiert werden.

Im Studiengang werden die Themen der Friedensarbeit, der zivilen Konfliktbearbeitung, der gesellschaftlichen Transformation, der Überwindung von Antisemitismus und Rassismus ebenso integriert wie die Menschenrechts- und Demokratiebildung und die Gedenkpädagogik.

Die wichtigste Zulassungsvoraussetzung ist ein erfolgreicher Bachelorabschluss in einem fachlich affinen Studiengang, dazu gehören u.a. die Soziale Arbeit ebenso wie die pädagogischen, psychologischen, theologischen, politikwissenschaftlichen und sozialwissenschaftlichen Fächer und Professionen.

Alle Informationen finden sich auf der Webseite:
www.eh-freiburg.de/friedenspaedagogik

Angstmacherei statt Friedenslogik: An bundesdeutschen Schulen werden die Weichen falsch gestellt. Ein Gespräch mit Hagen Battran.

Auf dem Abschlusspodium der XXVII. Internationalen Rosa-Luxemburg-Konferenz zum Thema »Wie wir den nächsten großen Krieg verhindern« wurde die Hoffnung geäußert, über die Schulen den Friedensgedanken in den Köpfen und Herzen der Jugendlichen verankern zu können. Wie schätzen Sie als ehemaliger Gymnasiallehrer der 68er-Generation die Chancen dafür ein?

Für mich ist klar, dass die »Friedenslogik« im Schulunterricht verankert werden muss. Darunter verstehe ich nach der Friedensforscherin Hanne-Margret Birckenbach ein gewaltfreies Konfliktbearbeitungsmodell, in dem die prinzipiell gleichberechtigten Interessen der Konfliktparteien zu einem fairen, der Menschheit dienenden Ausgleich verhandelt werden. Ich bezweifle allerdings, dass dies heutzutage an den deutschen Schulen überhaupt erwünscht ist.

Wurde Ihrer Erfahrung nach Friedenspolitik im BRD-Schulbetrieb der vergangenen Jahrzehnte überhaupt maßgeblich vermittelt?

Meine Dienstzeit von 1974 bis 2009 an einem baden-württembergischen Gymnasium teilt sich diesbezüglich in zwei Abschnitte auf. Bis 1989 war den vielen politisch erwachten Lehrkräften meiner Generation, unterstützt von einer starken Friedensbewegung und einer wohlwollenden Öffentlichkeit, vieles möglich. Spätestens seit der 1999 im Kosovo-Krieg manifestierten militarisierten Außenpolitik wurden die Spielräume kleiner. Heute sind viele der wenigen sich links verortenden Lehrkräfte weniger systemkritisch als menschenrechtsorientiert. Das spielt dem herrschenden außenpolitischen Narrativ in die Hände und lässt die Parole »Nie wieder Krieg!« als weltfremd erscheinen.

Welche Rolle spielen Lehr- und Bildungspläne der Schulen dabei?

Ich fürchte, eine genauere Untersuchung der gültigen Lehrpläne in den 16 Bundesländern ergäbe, dass überall »Sicherheitslogik« mit ihrer Angstmacherei vor dämonisierten Feinden dominiert. Das hilft, die menschheitsgefährdenden geopolitischen Interessen zu verschleiern, die auch die neue, transatlantisch ausgerichtete Regierung von SPD, Bündnis 90/Die Grünen und FDP vertritt. Mit den Prüfungsordnungen sind die Lehrpläne die wichtigsten Planungsinstrumente der Politik für die erwünschte Sozialisation der jungen Generation. Sie werden als verbindliche Vorgabe für Lehrende und Lernende von den Kultusministerien ohne vorhergehende öffentliche Diskussion erlassen. Sie setzen die Inhalte und Wertmaßstäbe, die das Denken, Fühlen und Handeln aus Regierungssicht künftig bestimmen sollen. Über die Prüfungsordnungen und die Funktion der Schule bei der Zuweisung von sozialen Funktionen werden die Lernenden auf die erwünschte Weltsicht ausgerichtet.

Der Schwur von Buchenwald vom 19. April 1945, den Nazismus mit seinen Wurzeln zu vernichten und eine neue Welt des Friedens und der Freiheit aufzubauen, war lange Zeit für nachfolgende Generationen ein prägender Maßstab für ihre Geschichtsrezeption. Hat sich das geändert?

Die Losung »Nie wieder Faschismus! Nie wieder Krieg!« wurde von den Eliten der Bundesrepublik, die ja nach Kriegsende im wesentlichen die gleichen blieben wie vor 1945, von Anfang an mit allen Mitteln bekämpft. Ein beispiellos militanter Antikommunismus nach außen und innen als Staatsdoktrin führt bis heute zu Verbotsorgien und juristischer Verfolgung von allem, was links ist. Der Leitbegriff »Freiheit«, verbunden mit Wettbewerb, Kampf und Krieg, soll den Gedanken der Gleichheit, basierend auf Interessenausgleich und Frieden, eliminieren.

Wie sind diese gefährlichen Zustände in Gesellschaft und Schule zu verändern?

Das kann nur klappen, wenn die Friedensbewegung es schafft, erfolgreich in die Bevölkerung hineinzuwirken. Nur wenn wie in den 80er Jahren maximaler Druck auf die Eliten aufgebaut werden kann, ist die Hoffnung berechtigt, dass unter den Augen einer aufgewachten Zivilgesellschaft Lehrkräfteausbildung und Lehrpläne auf die Friedenslogik ausgerichtet werden.

https://www.jungewelt.de/artikel/419057.linke-lehrkr%C3%A4fte-mit-dem-kosovo-krieg-wurden-die-spielr%C3%A4ume-kleiner.html

Hagen Battran ist ehemaliger Gymnasiallehrer für Geschichte und Deutsch, langjähriger GEW-Aktiver und engagiert sich in der Friedensbewegung.

„Mit der Friedensregion Bodensee e.V.  umfasst die Servicestelle nun 18 Mitgliedsorganisationen. „Der Zuwachs sorgt für mehr Friedensbildung an Schulen – und ist gleichzeitig ein Zeichen für die Bedeutung der Servicestelle“, sagt Kultusministerin Theresa Schopper.

Krieg und Frieden: Das sind wichtige Themen, mit denen sich Kinder und Jugendliche nicht nur in ihrem Schulalltag auseinandersetzen, sondern mit denen sie auch in den Nachrichten immer wieder konfrontiert werden. Diese Auseinandersetzung zu stärken sowie sie im Unterricht über alle Fächer hinweg noch fester in die Bildungspläne zu verankern, ist das Ziel der Servicestelle Friedensbildung. Sie ist die zentrale Beratungs-, Informations- und Kontaktstelle für alle Schulen des Landes zum Thema Frieden und Friedensbildung. Als die Servicestelle im Jahr 2015 ihre Arbeit aufgenommen hat, zählte sie 17 Mitgliedsorganisationen. Nun ist mit der Friedensregion Bodensee e.V. eine weitere Organisation hinzugekommen.

„Wie können wir zu Frieden beitragen – und genauso wichtig: Dafür sorgen, dass der Frieden auch bleibt? Mit dieser Frage beschäftigen sich die Schülerinnen und Schüler im Unterricht. Auch dank der Servicestelle Friedensbildung, die seit vielen Jahren junge Menschen motiviert, sich für Frieden im Kleinen und Großen einzusetzen“, sagt Kultusministerin Theresa Schopper und fügt an: „Wie wertvoll die Arbeit der 17 Initiativen und Organisationen sowie der Servicestelle für die Schulen ist, hat sich in den vergangenen fünf Jahren eindrucksvoll gezeigt. Dass nun eine weitere Organisation hinzugekommen ist, freut mich sehr – und unterstreicht gleichzeitig auch die Bedeutung der Servicestelle.“

Unter Trägerschaft der Landeszentrale für politische Bildung, des Kultusministeriums sowie der Berghof Foundation entwickelt die Servicestelle Lernmedien für Friedensbildung in der Schule und bietet Qualifizierungsangebote für Lehrkräfte an. Grundstein für ihre Arbeit ist die „Gemeinsame Erklärung zur Stärkung der Friedensbildung in den baden-württembergischen Schulen“ von 2014. Diese Erklärung wurde von 17 zivilgesellschaftlichen Initiativen und Organisationen unterzeichnet, die sich seit vielen Jahren im Bereich der Friedensbewegung und Friedensbildung engagieren. Dazu gehören kirchliche Einrichtungen, Gewerkschaften, Vereine und Verbände und nun auch der Verein Friedensregion Bodensee e.V. Durch seine Aufnahme erfährt die Friedensbildung in Baden-Württemberg eine weitere Stärkung.

Weitere Informationen

Die Servicestelle Friedensbildung berät inhaltlich sowie didaktisch zur Friedensbildung und unterstützt bei der Umsetzung von Unterrichtseinheiten oder Projekttagen. Zudem vermittelt sie Kontakte zu staatlichen, halb- und nicht-staatlichen Akteuren. Die Servicestelle bildet außerdem Lehrkräfte fort, stellt Lernmedien zur Verfügung und bietet Workshops für Schülerinnen und Schüler an.“

Mehr Informationen: Friedensbildung-bw.de

Pressemitteilung des Kultusministeriums, 19. November 2021

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